In den aktuellen Diskussionen um die „Kirche im Umbruch“ – unserem Semesterthema – wird diese oft als aus der Zeit gefallen, antiquiert und einsturzgefährdet empfunden. Vor diesem Hintergrund machten wir uns an diesem Wochenende unter der fachkundigen Führung von Dr. Andreas Heisig auf, um eine Reihe moderner Kirchenbauten in München zu besichtigen. Den Anfang machte die „St. Laurentius“ Kirche, die in ihrer gesamten Anlage den Geist der experimentierfreudigen liturgischen Bewegung atmet und damit bereits bei ihrer Weihe 1955 ganz im Zeichen des 2. Vatikanums steht: Der äußerlich schlichte Scheunenbau leitet den gutbürgerlichen Besucher schon beim Betreten zu einer inneren Umwendung an, um für das Außergewöhnliche empfänglich zu werden und Christus auf der mitten in die Gemeinde hineinschwingenden Altarinsel begegnen zu können. Dieses Erlebnis vermittelt auch die 1962 geweihte „St. Nikolaus“ Kirche, die mit ihrem weit aufgespannten Zeltdach nicht nur alle Katholiken zur direkten Begegnung mit Gott einlädt, sondern als Teil eines ökumenischen Ensembles darüber hinaus die Nähe zu den protestantischen Geschwistern sucht. Gerade im unter vielen sozialen Konflikten leidenden Hasenbergl lädt auch „Mariä Sieben Schmerzen“ mit einem äußerlich bescheidenen Bau alle Gott Suchenden in sein weites Zelt der Begegnung ein – zu geistlicher Stärkung wie zum Mittagstisch für Bedürftige. Zum Abschluss unserer Kirchentour empfing uns schließlich „Herz Jesu“ in Neuhausen mit ihren sich weit und herzlich öffnenden riesigen Pforten.
Das 527. Stiftungsfest des Herzoglichen Georgianums rückte dann wieder die Kraft der Tradition ins Bewusstsein. In seiner Predigt entfaltete Erzbischof Dr. Ludwig Schick den engen Zusammenhang zwischen dem Bußcharakter der Adventszeit und der am Gaudete-Sonntag bereits anklingenden aufrichtigen Freude über die Ankunft des Herrn. Coronabedingt weilte darüber hinaus nur der Vorsitzende der Regentenkonferenz Dr. Dirk Gärtner als Gast unter uns. Angesichts dieser Abgeschiedenheit deutete Subregens Christian Staude das diesjährige Fest daher als Anlass, um uns mit Blick auf die lange krisengeschüttelte Tradition der Kirche unserer selbst zu vergewissern – oder vielmehr Christus als Fundament unserer Hoffnung und Brücke zum Nächsten.